Gang über den Israelitischen Friedhof mit Stadtrat Willi Dürrnagel am 11.03.2014

Mittlerweile sind die Führungen mit Stadtrat Willi Dürrnagel fester Bestandteil unseres Jahresprogramms. So ging es diesmal am 11.03.2014 – bei herrrlichem Sonnenschein – zu einem Gang über den isrealitischen Friedhof in die Werner-von-Siemens-Straße. Pünktlich um 13 Uhr ging es von unserem Treffpunkt „Norma“ entlang der Versbacher Straße und des Rosenmühlweges zu unserem Ziel. Dort angekommen, konnten wir als „Zaungäste“ eine Beerdigung mit verfolgen. Nachdem die Autofahrer sowie Herr Dürrnagel zu unserer Gruppe dazugestoßen waren, wurden wir zunächst über die Geschichte der jüdischen Friedhöfe in Würzburg informiert. Bereits zu Beginn des 12. Jahrhunderts gab es an der Ecke der heutigen Blasiusgasse zum Schmalzmarkt einen jüdischen Friedhof. Als dieser voll belegt war, erwarb ein wohlhabender jüdischer Kaufmann ein großes Grundstück im Pleicher Viertel zur Anlage eines neuen Friedhofes. Die jüdische Bevölkerung war in den Jahrhunderten immer wieder Verfolgungen ausgesetzt, so auch in der Pestzeit im Jahr 1349. Dabei wurde das Friedhofsgelände zerstört und die Grabsteine abgeräumt und zu Bauarbeiten verwendet. Im Jahr 1576 errichtete Fürstbischof Julius Echter auf diesem Gelände gegen den Protest der Juden und des Kaisers das „Juliusspital“. Als im Jahr 1987 das Gebäude der „Landelektra“ abgerissen wurde, konnte ein großer Teil der Steine dieses Friedhofes geborgen werden. Rund 1.500 jüdische Grabsteine und -fragmente aus der Zeit zwischen 1126 und 1346 wurde dabei entdeckt und zunächst im Rotkreuzhof des Juliusspitals zwischengelagert. 2006 wurden die aufgefundenen Grabsteine und Grabsteinfragmente in das neue Jüdische Museum in Würzburg verbracht. Ein kleinerer Teil ist im Ausstellungsbereich zu sehen, der größere Teil in einem Depot. Anhand von alten Zeitungsausschnitten, Manuskripten, Bildern und ähnlichen Unterlagen ging Herr Dürrnagel auf einige hier beerdigte Familien näher ein. Bekannte jüdische Familien haben hier in Würzburg und Umgebung ihre Wurzeln. Nach dem Bau des Juliusspitals wurde es still um die Judenfriedhöfe in unserer Stadt. Erst wieder 1880 bis 1882 wurde ein neuer jüdischer Friedhof (den wir besichtigten) angelegt. In den Jahrzehnten davor waren die Würzburger Juden in Höchberg und Heidingsfeld beigesetzt worden. Der Höchberger Friedhof blieb auch nach 1882 für viele Orthodoxe der bevorzugte Bestattungsort, vor allem, nachdem es seit etwa 1900 auf dem neuen Friedhof die Möglichkeit der Beisetzung von Aschenurnen gab (Urnenhalle).

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                                          Der älteste Grabstein ist von 1881 (Amalie Bechhöfer)
        Am Haupteingang steht ein großes Friedhofshaus mit einer Leichenhalle und einer Taharahalle, einer Wohnung des Friedhofswärters und Aufenthaltsräumen.  Insgesamt wurden jedoch keine größeren Zerstörungen angerichtet. Der Friedhof war jedoch durch verwilderte Sträucher und Gras zugewachsen (ist an manchen Stellen auch heute noch zu sehen). Nach den ersten Wiederherstellungsmaßnahmen konnte am 11. November 1945 neben dem Denkmal für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges auch ein Mahnmal für die in der NS-Zeit ermordeten Juden eingeweiht werden. Seit der Zeit um 2000 wurde nach Möglichkeiten für eine Erweiterung des Friedhofes gesucht. Erst im Sommer letzten Jahres beschloss der Stadtrat die Erweiterung des seit 1881/82 bestehenden Friedhofes und stellte die notwendigen Haushaltsmittel zur Verfügung. Die Erweiterungsfläche befindet sich im Anschluss an den vorhandenen Friedhof und wird dann von einem Radweg aus erschlossen. Nach dieser sehr informativen Führung gingen die meisten von uns in das benachbarte Cafe „Rösner“ um sich vor dem Rückweg noch bei Kaffee und Kuchen zu stärken.
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                                  Aufmerksam folgen wir den Ausführungen von Herrn Dürrnagel

 

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