Der Poetenweg bei Retzstadt wurde am 18.05.2019 besucht

Der Poetenweg bei Retzstadt wurde am 18.05.2019 besucht.

Der Besuch der „Leipziger Buchmesse“ war uns zu aufwändig. Ein Abo im Theater kam für uns auch nicht in Frage. Trotzdem wollten wir unsere literarische Bildung etwas auffrischen. Wie kann man das erreichen ohne sich mit den Novellen und dicken Wälzern herumzuschlagen?
Bei Retzstadt ist ein Poetenweg entstanden, wusste Jemand aus unseren Reihen zu berichten. Auf dem Wanderpfad kann man die Weltliteratur aufgezeichnet auf jeweils einer Seite erfahren. Ja, das ist etwas für uns, waren sich die Bücherwürmer einig.
Fahrgemeinschaften brachten uns nach Retzstadt und hinein ging es in die literarische Welt. Damit nicht jeder einzeln die Geschichten lesen musste, wurden sie uns gekonnt in einer Bücherlesung vorgetragen.

Zunächst kreuzte „Hauke Hain“ der Schimmelreiter unseren Weg. Erschrocken blieben wir stehen, als er mit seinem großen, weißen Pferd vorbeigaloppierte. Nach diesem Schreck gingen wir mutig auf unserem Weg weiter. Als nächstes erwartete uns ein Dreimastsegelschiff mit über 50 Kanonen an Bord, ein Hai und Mackie Messer: Die Dreigroschenoper gab sich die Ehre. Hier sind wir dann etwas schneller vorbei, um nicht auch noch in die sozialen Gegebenheiten hineingezogen zu werden. Zum Glück hatten wir ein weites Feld zu queren, dabei konnten wir die Köpfe wieder frei bekommen.

Wir tauchten in einen Wald ein und jetzt begegnete uns die Tragödie von Romeo und Julia. Bei uns kam es glücklicherweise nicht zu dem tragischen Ende, da wir weder die Nachtigall noch die Lerche singen hörten. Anschließend machten wir einen großen Sprung zu „George Orwells 1984“ und ließen uns vom „Großen Bruder“ beobachten. Ein Thema aktueller denn je! Über den Steppenwolf, dem Kultroman der amerikanischen Hippies und dem Aufschrei „Born to be wild“, erreichten wir das Feld mit dem unter Naturschutz stehenden blühenden Diptam.

Eingehend wurde der Diptam, auch „Brennender Busch“ genannt, betrachtet. Nach einem etwas längeren Aufenthalt ging es weiter auf unserem literarischen Pfad. Zunächst musste eine Wegsperre überwunden werden und dann ging es auf etwas rutschigem Pfad bergab, bis wir „der alte Mann und das Meer“ erreichten. Den Riesenfisch am Boot festgemacht, mussten wir ertragen, dass „Die Räuber“ uns vom Fisch befreiten bis nur noch Gräten nachblieben. Einem Waldweg folgend erreichten wir „Der Fänger im Roggen“, ein mir unbekannter Roman, um dann mit „Warten auf Godot“ weiterzumachen. Erst als der Junge uns die Hoffnung nimmt, dass Godot heute noch kommt, setzen wir unseren Weg fort um mit „Don Quijote“ gegen die Windmühlenflügel zu kämpfen. Den Abschluss des literarischen Weges bildet, wie könnte es anders sein, die Tragödie „Faust“. Somit endet der Ausflug in die Literatur mit dem Zitat aus Faust: “Da steh ich nun ich armer Tor und bin so klug als wie zuvor“.
Der Weg zurück nach Retzstadt führte uns an einer von Patienten des Bezirkskrankenhauses Lohr (Psychiatrische Klinik) geschaffene Skulptur „Wegweiser“ vorbei. Erst nach längerer Beschäftigung mit der Symbolik erschließt sich einem der Titel.
In Retzbach im Hotel-Gasthof Vogelsang kehrten wir ein um den literarischen Exkurs auch kulinarisch abzuschließen. Wir haben sehr gut gegessen. Damit die Augen nach den Nahaufnahmen von Literatur und Diptam auch die Weite noch genießen durften, besuchten wir noch den terrior f – Punkt Karlstadt-Stetten. Weit reichte der Blick über Himmelstadt hinein ins Maintal.

 

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